Zugvogelballade

 

Herbstzeit! Bunter Blätterregen!

Stürme durch die Gegend fegen!

Sonnenwärmedefizit!

Das Federvieh macht das nicht mit!

 

Deshalb planen sie entschieden

eine Reise in den Süden,

denn sie sind den Winter über

an den Stränden, Küsten lieber,

wo’s hat Palmen, Meeresbrise –

Urlaub satt, heißt die Devise.

 

Und wie gerne sie verduften,

auszuspannen nach dem Schuften.

Drum bucht man mit Kind und Kegel,

mausert sich und strafft die Segel.

Deck und Lauf sind kontrolliert,

das Getriebe eingeschmiert,

checken aller Landeklappen,

vor dem Abflug noch `nen Happen

Wurm, den Rest ins Marschgepäck,

zwischen Bug und Steuerheck.

Kurzer Test, ob alles flügelt,

Haus und Hof längst abgeriegelt;

Zeitschrift „Meine Vogelwelt“

wurde pünktlich abbestellt.

 

Um Mitternacht, in einer lauen,

fliegen sie aus Wäldern, Auen,

frei von Stau und Turbulenzen

Richtung fremde Landesgrenzen.

Ach, was freu’n sich die Familien

auf Mallorca, auf Sizilien,

Malta, Kos und Malaga,

Lanzarote, Afrika.

 

Plötzlich erstes Fluggekläpper

bei Familie Fliegenschnäpper.

Piepers streikte der Anlasser,

Zilpzalps Kühler pfiff nach Wasser.

Girlitz brach die Federung,

Mückens hatten zu viel Schwung,

sausten auf der Flugbahn neun

ungebremst in Kehlchens rein.

Schmätzers, die ihr Öl verloren,

flog den Schnäppers um die Ohren.



Schlecht ging’s der Familie Star,

„100“ blitzte der Radar.

Spötters Kot traf Schwirles Flügel

samt den rechten Außenspiegel.

Riesenstau auf Flugbahn acht,

bei den Schwalbens hat’s gekracht.

Und bei der Familie Ammer

nervte Juniors Rumgejammer,

weil dem Kleinen wie verrückt

stündlich seine Blase drückt.

Flügelpannen, haufenweise,

wie bei Schwanz- und Beutelmeise

und Familie Sumpfrohrsänger

brauchte für die Reise länger,

die gewaltig sich verflogen,

weil sie zu früh abgebogen.

 

Jener Schreck ist bald vergessen,

fröhlich hockt man in Zypressen,

Pinien und in Drachenbäumen,

fängt nun endlich an zu träumen,

Schluckt Lumumba, Sangria,

zwitschert „Tri- und Trallala“!

Schreibt, man kann es kaum erwarten,

an die Freunde Ansichtskarten:

„Klasse ist’s hier! Wunderbar!

Schönen Gruß! Bis nächstes Jahr!“

 

© Jürgen Feger

 

Bilder: Pixabay


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Nahrungs-Ketten-Reaktion

 

Gemächlich zieht sie ihre Bahn,

kehrt hier mal ein, hält dort kurz an,

genießt vom Kopfsalat ein Blatt,

dann ist die kleine Schnecke satt

und kehrt auf ihrer Spur aus Schleim

… heim!

 

Dies alles sieht der Vogel Star,

der abends immer hungrig war.

Er saß auf eines Baumes Ast,

von dem er nun nach unten rast,

und plötzlich ist die kleine Schneck’

… weg!

 

Nach seinem Mahl setzt er sich nieder

und putzt sich sorgsam sein Gefieder,

doch da erspäht ihn Nachbars Katz’,

die springt herbei mit einem Satz,

dann ist der Star durch Katzenpfot’

… tot!

 

Mit sich zufrieden und der Welt,

hört Mieze nicht den Hund, der bellt,

den Kettenhund, der Brutus heißt,

der selten bellt, der lieber beißt,

dann ist die Mieze ohne Wort

… fort!

 

Nun hat sich Brutus hingelegt,

Frau Rüstig sieht es, tief bewegt,

ihr Miezchen ruft sie nun vergeblich,

was folgt, ist ihr selbst widerstreblich,

tut es, auch wenn's ihr nicht gefällt,

für alle Kätzchen dieser Welt.

Von ihrem Mann, der Jäger war,

war noch ein Vorderlader da,

den nimmt sie sich vom Haltebock,

samt Pulver, Blei und Ladestock,

mit kaltem Herzen, heißem Zorn,

zielt über Kimme sie und Korn,

und plötzlich ist mit Bru-hu-tus,

… Schluss!!

So ist es, wie’s im Leben geht,

weil immer einer drüber steht,

auf einer Nahrungsketten-Leiter,

so war es, und so geht es weiter:

Frau Rüstig starb, sie rutschte aus,

auf glattem Fleck vor Nachbars Haus,

dem einst der Kettenhund gehörte,

und dessen Tod den Nachbarn störte,

und den Frau Rüstigs Sterben freute,

was er dann ziemlich schnell bereute,

denn die Frau Rüstig war noch warm,

da drang ein Pfeil in seinen Darm,

geschossen von Frau Rüstigs Sohn,

der selbst bald starb, man ahnt es schon,

denn ihn traf starken Stromes Schlag,

als er in seiner Wanne lag.

Das war kein Unfall, das war Mord,

der Täter freilich war längst fort,

nachdem er einen Fön ganz fies

in Rüstigs Wanne gleiten ließ.

Auch der, der diesen Mord beging,

sprang schließlich selbst über die Kling’,

was er so nie erwartet hätte,

weit oben in der Nahrungskette,

dass ihn der Sensenmann noch spät,

am selben Tag danieder mäht,

er rutscht auf einem Schneckenhaus …

… aus!

 

So ist die Lebens-Kreislauf-Leiter,

da ist es unten nicht so heiter,

nur dem, der auf den Sprossen steigt,

sich öfter mal die Sonne zeigt,

der kann dann in die Ferne gucken,

und andern auf die Köpfe spucken.

Und ganz, ganz oben, an der Spitze,

sitzt Einer und macht dumme Witze,

der schaut von oben auf die Welt,

die Nase hat er hoch gestellt,

wenn er sich köstlich amüsiert,

wie sich sein Fußvolk massakriert,

in kleiner oder Weltenschlacht,

ER sitzt auf seinem Thron und …

… lacht! 

 

©️ Klaus Dattner, 2025


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Das Leiden des jungen Helden


Im frühen Sommer eines Jahres,

und in der Nähe Frankfurts war es,

zur frühen Stund’ der Morgenröte,

lief Johann Wolfgang, Herr von Goethe,

als Knabe noch und Tunichtgut,

mit hemmungslosem Übermut,

und dürren Bein' in kurzer Hos’,

trotz Mamas Warnung einfach los.


Er wollte die Natur genießen,

den tiefen Wald, die satten Wiesen,

die weiten Felder mit Getreide,

sein Ziel war eine grüne Heide.

Hier wuchs auf sehr versteckter Erde

ein Pflänzlein, das er sehr begehrte,

er brach das Pflänzlein, eine Rose,

in heldenhaft verspielter Pose,

was folgte, war ein Stich, ein Schmerz,

ein unbeherrschter Griff ans Herz,

in diesem Akt der Barbarei,

der Gipfel war ein lauter Schrei,

als er erkannte, was er ahnte,

dass warmes Blut den Weg sich bahnte,

aus seinem Unterarm, dem linken,

das ließ ihn theatralisch sinken,

und stöhnen, dass ihm “anders” werde,

schon lag er rücklings auf der Erde,

der Dichterfürst, der Herzensbrecher,

gefällt durch Heiderösleins Stecher,

und während er entmachtet schlief,

die Mama nach dem Helden rief,

der langsam sich vom Stich erholte

und müden Haupts nach Haus’ sich trollte.


Er wäre nicht der Herr von Goethe,

hätt’ er den Vorfall seiner Nöte

nicht wortgewandt und weltentrückt,

im “Heideröslein” ausgeschmückt,

wofür die Damen ihn verehrten

und Hochgefühle ihm bescherten.

Im Umgang mit der Damenwelt

war Goethe immer schon ein Held,

der ihre heiße Glut entfachte

und manches Herz zum Schmelzen brachte.



Die Damen hatten rote Wangen,

als Goethes Worte nun erklangen,

als er erklärte, was geschah,

wie damals er das Röslein sah,

dort droben, auf der grünen Heide,

und er nicht wollte, dass es leide,

er sprach, er werde es gleich brechen,

das Röslein drohte, ihn zu stechen,

und als der Knab’ das Röslein bricht,

da merkte er, wie es ihn sticht,

und aus der höchst illustren Runde,

drang “Aah” und “Ooh” aus Damenmunde.

“Mein Held!” hört’ man schon eine flüstern,

die wirkte höchst erregt und lüstern,

sie würde gern in ein, zwei Tagen,

mit ihm ein Schäferstündchen wagen,

denn er sei hier der Hirsch am Platz,

als Hahn im Korb ein echter Schatz!


So sind die Löwen der Salons,

im Übertreiben sind sie groß,

was sie sich da zusammenreimen

um sich bei Damen einzuschleimen,

von den Gefahren der Natur,

in Wahrheit war's ein Röslein nur.


© Klaus Dattner, 2025


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Die vier Gattenzeiten

Gatte Nummer Eins / Frühling


Wenn erste Sonnenstrahlen wärmen,

und drauß' tönt wieder Kinderlärmen,

und zartes Grün verdrängt das Grau,

ein Füchslein schaut aus seinem Bau,

wenn hoch am Himmel Lerchen schlagen

an ersten frühlingswarmen Tagen,

der Raps die Felder gelb erleuchtet

und letzter Schnee das Land befeuchtet,

wenn Bäume, Sträucher, wieder blühen,

erwärmt von mildem Sonnenglühen,

die Frühlingsluft erfüllt vom Summen,

wenn Honigbienchen fleißig brummen,

dann hat der Winter nun ein Ende,

und es ist Frühling im Gelände!

Und wenn der Bauer dann im Märzen

mit kühlem Kopf und heißem Herzen,

nachdem er tags die Felder pflegt,

sich nachts zur schönen Magd hinlegt,

dann ist's der Bäuerin ganz recht,

denn sie liegt lange schon beim Knecht.


Doch eines Tages, irgendwann,

erklärt ihr liebestoller Mann,

er will sich von ihr scheiden lassen

und mit der Magd sein Geld verprassen.

Zwar sagt er noch, dass er's bedauer',

doch seine Frau ist richtig sauer.

Ihr Mann muss weg, und das sofort,

am ehesten durch einen Mord!




Sie ist kein Weib für viel Gejammer,

drum schleicht sie leis in ihre Kammer,

nimmt aus dem Fache, dem geheimen,

das Pulver von den Giftwurzkeimen,

ums unter ständigem Verrühren

dem Mittagssüppchen zuzuführen.

Die Suppe schmeckt ihm ganz vorzüglich,

das registriert sie höchst vergnüglich.


Erst bei dem Nachschlag Nummer viere

versagen Lunge, Leber, Niere,

zu guter Letzt ein Stich, ein Schmerz,

dann hört's zu schlagen auf, sein Herz.

Und dennoch zeigt die Frau des Bauern

kein einzig Zeichen von Bedauern.

Bevor der Leichnam ganz erstarrt,

wird er zur Grube hin gekarrt.

Dort, wo die Jauche gärt und stinkt,

alsbald der tote Bauer sinkt.


© Klaus Dattner / 2023


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Gatte Nummer Zwei / Sommer


Nun, da der Frühling langsam weichet,

die Sommerzeit heran sich schleichet.

Vorbei die Pracht der schönen Blüten,

nun gilt's die Knospen zu behüten,

damit aus ihnen irgendwann

gesundes Obst entstehen kann.


Die Tage werden warm und wärmer,

die Fließgewässer arm und ärmer,

die kleinen Bächlein trocknen aus,

darunter leiden Mann und Maus,

und auch die Müllersleut am Fluss,

nicht lang, dann ist mit Mahlen Schluss!


Die Sommerzeit ist freie Zeit,

und unbeschwerte Fröhlichkeit,

die Zeit der luftig-leichten Kleidung

und die der lockeren Entscheidung.

Es ist die Zeit des feuchten Feierns,

des zu viel Trinkens und des "Speierns",

der hormonellen Liebesschwüre,

es ist die Zeit der großen Dürre.

Es ist die Zeit, sich leicht zu kleiden,

das Vieh zu treiben auf die Weiden.


Das erste Heu wird bald gemäht,

das Korn schon hoch im Felde steht.

Es ist die Zeit der heißen Tage,

doch wird die Hitze schnell zur Plage,

auch nachts noch bleibt es tropisch heiß,

aus allen Poren dringt der Schweiß.

Die Sommerzeit ist Urlaubszeit,

und man verreist gern lang und weit.

All die, die doch zu Hause bleiben,

die können sich die Zeit vertreiben,

im Schwimmbad oder Baggersee,

beim Träumen auch im Wiesenklee.

Der Sommer ist die geilste Zeit,

in lauen Nächten ist man breit,

bereit, sich wieder neu zu binden,

die rechte Frau (den Mann) zu finden.



Nach einer kurzen Zeit der Trauer

legt sich die Witwe auf die Lauer.

Als sie mit ihren Reizen spielte,

nach einem neuen Partner schielte,

wird gleich der erste Bauer schwach

und folgt ihr in ihr Schlafgemach.


Nach Wochen vorgetäuschter Freude

zieht ein der Alltag ins Gebäude.

Zwar ist des Mannes Blut noch heiß,

doch das der Frau ist kalt wie Eis.

Schon ist sie seiner überdrüssig,

im Haushalt ist er überflüssig,

sorgt nur für Ärger und Verdruss,

dass sie ihn bald entsorgen muss.


Will er am Abend Zärtlichkeiten

und unter ihre Decke gleiten,

wehrt sie ihn ab mit falscher Träne

und heuchelt Mattheit und Migräne.

So geht das lange, fast ein Jahr,

bis dass dem Mann zu viel es war.


Wenn er am Tag das Feld bestellt,

er nächtens sich zur Magd gesellt.

Genau auf diese Liaison

da wartete die Bäu'rin schon,

und sie begab sich unverhohlen

zur Kammer, um das Zeug zu holen,

mit dem sie kalt in aller Schnelle

den Bauern tötet auf der Stelle,

zerrt ihn vom Tisch zum Leiterwagen,

um ihn zur Grube nicht zu tragen,

und sie versenkt mit etwas Mühe

den Leichnam in der braunen Brühe.


© Klaus Dattner, 2023


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Gatte Nummer Drei / Herbst


Wenn abgeerntet ist das Land,

wo gestern hoch das Korn noch stand,

und Nebel deckt die Täler zu,

ganz langsam kommt das Land zur Ruh',

und wenn die Tage werden trüber,

dann ist der Sommer wohl vorüber.


Am Morgen ist das Gras noch nass,

der Wind fegt Blätter durch die Gass

weht sie von Bäumen und von Sträuchern,

die Luft riecht schinkenschwer nach Räuchern.

Das Kinderlärmen ist verstummt,

kein Bienchen mehr an Blumen summt.


Die Menschen, die mit Holz noch heizen,

die dürfen nun, im Herbst, nicht geizen,

die müssen mit der Axt, der alten,

das Holz in großen Mengen spalten,

und es in Schuppen und Verschlägen

vorm Regen sicher trocken legen.


Die Beeren hängen voll am Strauch,

so wie am Baum die Äpfel auch.

Am Nussbaum hört man Kapseln knacken,

sieht Eichhörnchen mit vollen Backen

die Nüsse sammeln, alle Sorten,

um für den Winter sie zu horten.


Wenn's in den Wäldern Blätter regnet

man Hirschen in der Brunft begegnet,

wenn Nebel wabert über Feldern,

und Winzer ihre Trauben keltern,

dann endlich ist das Land bereit

für Herbst, die dritte Jahreszeit!


Sie wartete noch zwei, drei Wochen,

dann war erneut der Bann gebrochen,

und sie verspürte große Lust

auf ehelichen Alltagsfrust.

Sie ging vom warmen Kanapee

zum sonntäglichen Tanzkaffee,

sah dort beim Einen oder Andern

den Blick in ihre Richtung wandern.

Von einem Mann in all den Massen,

da konnte sie den Blick nicht lassen,

begann mit ihren langen Wimpern

verführerisch im Takt zu klimpern.

Komm her, mein Held, hört sie sich sagen,

dann können wir ein Tänzchen wagen.

Als er begann, sich ranzuwanzen

beim körpernahen Stehblues-Tanzen,



da spürte sie, es hat geklappt,

die Falle ist jetzt zugeschnappt.

Er zog sie schon mit Blicken aus,

sie nahm den Burschen mit nach Haus,

und wie geplant, so ist's gekommen,

der Mann hat sie zur Frau genommen.


Als er sie körperlich begehrte,

war's an der Zeit, dass sie sich wehrte,

indem sie dem Verliebten klagte,

wie sehr sie die Migräne plagte.

Drei Wochen nahm der Mann das hin,

dann kam die Magd ihm in den Sinn,

die in der nahen Kammer schlief

und voller Sehnsucht nach ihm rief.

Er ließ die Magd nicht lange bitten,

schlich zu ihr hin mit leisen Schritten.

Was dann geschah, bleibt hier im Dunkeln,

man hörte nur die beiden munkeln.


Dies blieb der Gattin nicht verborgen,

und sie beschloss, dass sie gleich morgen

für ihn ein feines Süppchen kochte,

so wie ihr Mann es gerne mochte.

Am nächsten Tag zur Mittagsstund

führt er den Löffel hin zum Mund,

nicht ahnend, dass sein Weib aus Rache

ein Pulver aus geheimem Fache

geholt und in die Suppe rührte,

die mit Genuss zum Mund er führte.

Zunächst ein Räuspern, dann ein Husten,

danach ein Röcheln und ein Prusten,

dann schnappt der Mann in seiner Qual

nach Atemluft ein letztes Mal.

Nun, als sein Todeskampf beendet,

da hat sie keine Zeit verschwendet.

Um ihren Gatten nicht zu tragen,

griff sie erneut zum Leiterwagen,

zog diesen hin zur Jauchegrube,

wo er verschwand, der böse Bube.


© Klaus Dattner, 2023


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Gatte Nummer Vier / Winter


Der Winter streicht das ganze Land

mit seiner kalten, weißen Hand!


Wenn Schnee das laute Treiben dämpft,

das Wild ums Überleben kämpft,

wenn festes Eis den Dorfteich deckt,

der Hofhund sich am Ofen streckt,

wenn Kinder auf der Eisbahn schlittern,

und wenn beim Stürzen Knochen splittern,

wenn schwere Wolken Schneefall bringen

und Kindlein scheu am Christbaum singen,

und wenn ein Schneemann steht im Garten,

lässt Weihnacht nicht lang auf sich warten.


Wenn kaltes Sonnenlicht nicht wärmt,

die Kinderschar beim Rodeln lärmt,

dort, wo der Wiesenhang am steilsten,

da ist die Schlittenfahrt am geilsten!


Das Dorf liegt abends früh im Dunkeln

und Lichtlein aus den Häusern funkeln.

Aus Schornsteinschloten steiget sacht

der Qualm von Feuern in die Nacht.

Ein später Hahn kräht auf dem Mist,

die Katze noch ein Mäuslein frisst,

steh'n Ochs und Esel schon im Stall,

herrscht traute Stille überall.

Kein Kinderlärm dringt mehr ans Ohr,

nur Hunde bellen spät im Chor.

Die Kirchturmglocke schlägt um zehn,

die letzten Zecher heimwärts geh'n,

manch einer ist zu Haus im Hafen

in seiner Kleidung eingeschlafen.

In Stall und Scheune, Heim und Herd,

ist endlich Ruhe eingekehrt,

im Dunkeln liegen Hof und Haus,

und lautes Schnarchen dringt heraus.

Nur hier und da ein kleines Licht,

das einsam aus dem Dunkeln sticht.


Zum dritten Male Witwe nun,

doch keine Zeit sich auszuruh'n.

Um sich ein viertes Mal zu binden,

muss sie alsbald ein Opfer finden.

Reich soll er sein und triebgesteuert,

nicht neu, sie nimmt auch runderneuert.

Doch ist ein solches Exemplar

von einem Prachtkerl meistens rar,

und deshalb wirft sie sich in Schale

für einen Tanz im Gasthaussaale,

wo sie, wie früher schon so oft,

ein neues Opfer sich erhofft.

Kurzum, die Witwe wurde fündig,

was folgte, das lief kurz und bündig.

Der Mann, den sie sich angelacht,

hat sie zur Ehefrau gemacht.

Und wiederum nach kurzer Zeit,

hat er die Heirat schnell bereut.

Stets dann, wenn er nach Liebe gierte,

sie ihm Migräne präsentierte,

er muss sich ihrer Unlust fügen,

mit kaltem Duschen sich begnügen.

Das ward ihm irgendwann zu viel,

und es begann das alte Spiel.

Wenn kalter Wind um Häuser streicht,

der Bauer zu der Magd hin schleicht,

die lässt mit ihren Raffinessen

den Frust der Ehe schnell vergessen,

so dass der arme Bauersmann

danach zufrieden schlafen kann.


Doch stets, wenn er die Magd begehrt,

steht seine Frau gebeugt am Herd,

und sorgt in ihrer Kittelschürze

beim Kochen für die rechte Würze.

Ein wenig Pfeffer aus der Mühle,

Muskat und Salz mit viel Gefühle.

Gealtert ist sie schon vor Jahren,

man sieht's an ihren grauen Haaren

und an dem gramgebeugten Rücken,

ein Resultat vom vielen Bücken,

hat sich geopfert für den Lieben,

ihr selbst ist keine Kraft geblieben.

Nur eines möchte sie noch tun

dann ist es Zeit, sich auszuruh'n!

Sie holt aus dem versteckten Fache

ihre höchst geheime Sache,

die rührt sie um, in aller Schnelle,

im Suppentopf mit einer Kelle.


Nach all den Jahren muss sie sagen,

kann sie den Tod nicht mehr ertragen,

zu sehen, wie dem armen Wicht

entweicht das letzte Lebenslicht,

mehr und mehr, nimmt sie das mit,

ein letztes Mal, dann ist sie's quitt!

Drum gibt sie sich jetzt große Mühe,

streut alles Gift in ihre Brühe.

Und als ihr Mann zu Tische sitzt

und nach dem ersten Löffel schwitzt,

das Hemd zerreißt, nach vorne sackt,

da hat sie's wieder mal gepackt.

Des Mannes Lebensgeister weichen,

es findet sich kein Lebenszeichen,

weshalb sie schnell und routiniert

zur Jauchegrube ihn chauffiert.


Hier sinkt er ab, der böse Bube,

ins feuchte Grab der Jauchegrube.

Dort liegt er nun in einer Reih'

mit ihren Gatten Eins, Zwei, Drei.


© Klaus Dattner, 2023


Bild: KI generiert von biuki


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Der Streit der Küchengeräte


Der Streit der Küchengeräte ist nicht fein,

Jedes wollte des Wichtigste sein.

Der Mixer brüllte: "Ich bin ein Star,

ohne mich gäbe es keinen Smoothie - klar ...!"


"Was redest du da?", rief der Toaster keck,

"Ich rösten die Brote, dass ihr es checkt!

"Ohne mich", schrie der E-Herd, "wär's kalt und leer!

Kein Kuchen, kein Braten und noch viel mehr."


Der Kühlschrank, der schnaubte und fror vor sich hin.

Was nützt euch das alles, wenn ich nicht bin?

Ich halte das Gemüse und den Käse frisch,

ohne mich käme nichts Gesundes auf den Tisch."


Da meldete sich die Pfanne zu Wort.

"Ich brutzle Steaks und Eier vor Ort ..."

Der Wasserkocher dampfte vor Wut vor sich hin,

"Ohne mich hätte das alles keinen Sinn."



Die Kaffeemaschine, die war schon sauer.

"Was ist mit mir? Ich geb den Leuten Power ...

Morgens, da käme keiner in Schwung,

die Menschen liefen wie Zombies herum???"


Die Mikrowelle blies sich auf

und war wirklich sehr schlecht drauf:

"Doch ich kann aus kalten Sachen

ja wohl am Schnellsten warme machen!"


So stritten sie weiter, die ganze Nacht.

Jedes Gerät wollte siegen, das wär ja gelacht.

Doch eines ist sicher nach diesem Streit,

ohne alle geht gar nichts, jeder macht seinen Teil ...


© Irmgard Behrend


Bild: Smileys: Pixabay / Küche KI-generiert von biuki


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Na sowas


Renoviert wird Notre Dame

Wo ist der Glöckner dann daham?

Er wohnt wie die sieben Zwerge

in einer Jugendherberge


Der böse Wolf hat die Großmutter geschluckt

Ihr falsches Gebiss hat er ausgespuckt

Letztendlich ist er im Brunnen ersoffen

Davon war wirklich niemand betroffen


Die Hexe hält den Hänsel zur Mast

Sie merkt nicht, dass sie nur den Zweig anfasst

Gretel schubst als das Feuer angeht

Ist das jetzt Jugendkriminalität?


Der König von Weitfortistan

zieht gerne Lederhosen an

möcht jodeln in den höchsten Tönen

Das wird die Ohren nicht verwöhnen


Mein Hut, der hat drei Ecken

Was mag das bezwecken?

Was soll ich mit nem runden Hut?

Der mit drei Ecken steht mir gut


© Ernst Richard Edinger


Bilder: Pixabay