
Sehnsucht nach dem Frühling -I-
Noch hat der Winter unser Land
in seiner kalten, grauen Hand
und hält mit Klauen uns und Zangen
in stiller Dunkelheit gefangen.
Doch dann, in nicht mehr fernen Tagen,
wird erstes Bunt heraus sich wagen,
und sich in allen Farben zeigen,
in Blumen oder Blütenzweigen.
Laut zwitschernd dringt aus tausend Kehlen
der Vögel Lied in unsre Seelen,
sie sagen uns auf ihre Weise:
wir sind zurück von unsrer Reise!
Wenn alle Bäume, jeder Bach,
von allen Häusern jedes Dach,
vom Schnee und Eise sind befreit,
dann ist der Frühling nicht mehr weit!
Und wenn in großen Vogelschwärmen,
trompetend, mir das Herz erwärmend,
die Kraniche nach Norden starten,
will auch der Frühling nicht mehr warten!
Wenn erste Sonnenstrahlen wärmen,
und drauß' tönt wieder Kinderlärmen,
und zartes Grün verdrängt das Grau,
ein Füchslein schaut aus seinem Bau,
wenn hoch am Himmel Lerchen schlagen,
an ersten sonnenwarmen Tagen
der Raps die Felder gelb erleuchtet
und letzter Schnee das Land befeuchtet,
wenn Bäume, Sträucher, wieder blühen,
erwärmt von mildem Sonnenglühen,
die Frühlingsluft erfüllt vom Summen,
wenn Honigbienchen fleißig brummen,
dann hat der Winter nun ein Ende,
der Frühling kommt zur Sonnenwende!
Nach langer winterlicher Kühle,
weckt warmes Sonnenlicht Gefühle,
und dann, nach gar nicht langer Zeit,
verspürt man Frühjahrsmüdigkeit!
© Klaus Dattner, 2025
Bild: Pixabay
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Sehnsucht nach dem Frühling -II-
Ornithologischer Frühling
Wenn früh am Bach der Vogel stelzt,
der Fink sich in den Disteln wälzt,
dann ist der Mann der Meise blau,
und er verkohlt die Meisenfrau!
Wenn zu viel Fusel schluckt der Specht,
war wohl der Schnaps der Drossel schlecht,
wenn bunter Fresser Bienen fängt,
im Zaun der kleine König hängt!
Wenn gold'nes Hähnchen freudig hüpft,
aus Reiherei ein Küken schlüpft,
und wenn im Regen einer pfeift,
die Taube nach dem “Hör-Rohr” greift!
Hängt Wald, hängt Sumpf an ihrem Ohr,
dann heult die Eule nachts im Moor,
so lockt der Eulerich ein Weib
im Frühjahr, dass es bei ihm bleib!
Wenn dann das warme Sonnenlicht
den nahen Frühling uns verspricht,
wird es mit lustvollem Erwachen
den Drang nach Fortpflanzung entfachen!
Der Erpel tut's, die Ente auch,
mit Lustgefühl im Unterbauch,
wie jedesmal im frühen Jahr,
man findet sich und wird ein Paar!
Erst baut man sich ein schönes Nest,
und wenn die Frau das Männchen lässt,
liegt nach rasanter Schnäbelei,
schon bald im Nest ein Entenei!
Wenn nachts im Stall die Schwalbe raucht,
das Kätzchen “Minki” warnend faucht,
und wenn im Mehl die Schwalbe sitzt,
der Bäcker in die Backstub’ flitzt!
Wenn im April der Wiede hopft
und Wasser von der Amsel tropft,
der Meisenspecht am Baumstamm kleibt,
in fremdes Nest 's den Kuckuck treibt!
Wenn auf dem See die Ente stockt,
der Kiebitz sich beim Skat verzockt,
und hoch im Turm der Falke hockt,
wird drin im Dom der Pfaff gerockt!
Sind Kranich, Storch und Milan hier,
und sonst auch alles Federtier,
mit Pfeifen, Zwitschern, Tirilier,
erst dann ist Frühling im Revier!
Das war doch nun ein kleiner Text,
wie Blumenblüten hingekleckst,
die zart sich aus dem Grau erheben,
und uns mit zartem Bunt beleben!
Auf dass der Frühling uns erfreue,
so wie in jedem Jahr aufs Neue,
und uns mit Leichtigkeit beseelt,
hat langer Winter uns gequält!
© Klaus Dattner, 2025
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