
Das Giraffenkind
Das Giraffenkind war traurig,
denn jeder Nachmittag war schaurig.
Es wollte so gern radeln gehn,
es fand die Fahrräder so schön.
Doch mit den herrlich langen Beinen
wurd´ daraus nichts – es war zum Weinen.
Es kam nie richtig in den Tritt
und durfte deshalb selten mit.
Die andren Kinder fuhren los,
bei der Giraffe wuchs der Kloß
im Hals – sie musste schlucken,
den Freunden hinterher nur gucken.
Den Eltern ließ das keine Ruh,
machten des nachts kein Auge zu.
Zermarterten sich oft das Hirn,
doch lang blieb´s ruhig hinter der Stirn.
Der Geistesblitz kam plötzlich dann,
die Mama fing zu zeichnen an.
Der Papa schaute auf das Bild
und bastelte sofort wie wild.
Und endlich – so nach sieben Stunden –
hatten das Hochrad sie erfunden.
Längst kann die Tochter wieder lachen
und saust gefühlt mit 100 Sachen
mit Gnus und Zebras übern Sand –
ist dabei außer Rand und Band.
Durch die Savanne wie der Wind:
glücklich und wild, wie Kinder sind!
© Volker Hilbt
Bilder: Pixabay
Autorenprofil: https://double-wan.de/ueber-uns/volker-hilbt.html
Mehr über ihn: https://www.halloherne.de/artikel/wenn-der-mops-auf-skatern-rollt-64903
Das Buch „Das Wort beim Wort nehmen – sei kein Frosch“:
https://shop.tredition.com/booktitle/Das_Wort_beim_Wort_nehmen_-_sei_kein_Frosch/W-1_127253

Flaschengeist
Ich bin der Geist aus einer Flasche,
in die ich eingeschlossen bin,
sinnieren tu ich vor mich hin,
bis du mich holst aus deiner Tasche.
Ich war ganz frech und rebellierte
dort gegen Tun der andren Geister,
die mich verschleppten zu dem Meister,
der mich hinein ins Glas jonglierte.
Es ist so eng in diesen Wänden,
ich kann nur kaum den Körper weiten,
schon gar nicht durch die Lüfte gleiten,
du hast mein Schicksal in den Händen.
Du musst nur an der Flasche reiben,
dann kann ich dir die Wünsche stillen,
ich halte mich an deinen Willen
und darf in diesen Wassern treiben.
Ich kann dich in Gold baden lassen
und dich zu fernen Seelen führen,
zu Lichtern, die aus Tiefen rühren,
du musst die Pulle nur anfassen!
© Fabio Berman
Bild: Pixabay (bearbeitet)
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Bei Poetry.de unter dem Namen Travis Beamer^^: https://www.poetry.de/
Sein Buch „Die schimmernden Welten des Travis Berman“: https://t1p.de/f28ow

Die Bremer Stadtmusikanten
Das erste musikalische Quartett
fand eine Stadt besonders nett.
Die Stadt ist stadtbekannt als Bremen,
so ließen sie es sich nicht nehmen,
sich ganz nach ihr auch zu benennen
und sich als Bremer zu bekennen.
Der Esel nahm im Größenwahn
den Hund, die Katze und den Hahn
zu deren himmlischem Entzücken
auf seinen grauen Eselsrücken.
So sangen die fantastisch Vier
die tollsten Schlager, sag ich dir.
Bald waren sie im ganzen Land
und nicht nur in der Stadt bekannt.
Der Turm aus Tieren ging auf Tour
und hatte volle Häuser nur.
Groß war bei allen Fans der Jubel,
es rollten Gold und Taler-Rubel.
Doch irgendwann war es vorbei
mit dieser Tiere-Tragerei.
Der Esel machte einst im Wald
abrupt der Schmerzen wegen Halt.
Er grimmig das Gesicht verzog,
das Trio auf den Boden flog.
Er trauerte: „Ich habe Rücken
und kann mich nicht einmal mehr bücken.“
Doch blieb kaum Zeit dann zum Verschnaufen,
sie zogen los zum Karren kaufen.
Mit zwei PS wurd´ nun getingelt –
die Kasse hat noch lang geklingelt.
Eine Karriere – märchenhaft –,
wie sie kaum ein Quartett noch schafft.
© Volker Hilbt
Bilder: Pixabay
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In meiner Welt
Wenn Gedanken Bilder malen
mal mit grellen, mal mit fahlen
Farben Zauberwelten schaffen
oft auch dunkle Löcher klaffen
Wenn Gedanken sichtbar werden
und den wirren Geist mir erden
Wenn Geistesblitze hell erleuchten,
und oft sich wieder selbst verscheuchten
Wenn Musik lebendig wird
und sich in sich selbst verliert
Wenn Melodien wie Bäche fließen
aus satten Wiesen Töne sprießen
Wenn Gedanken Schlösser bau'n
und sogleich wieder zerhau'n
Fliegen hoch wie Ikarus
dicht gefolgt vom Todeskuss
Die Ausgeburt der Phantasie
stets neu erstrahlt, so schön wie nie
und in sich zusammenfällt
Dann bist du in meiner Welt!
© Thomas Eckstein
Bild: Pixabay
Facebookprofil: https://www.facebook.com/thomas.eckstein.79

Die kleine Dampflok
Die kleine Dampflok Anton, die war wunderschön.
Mit ihr wollte ich auf große Fahrt gehen.
Sie war rot und schwarz angestrichen,
ist nie von ihren Gleisen gewichen.
Stolz stand der Lokführer auf der kleinen Lok oben
und der Heizer hat mich die Stufen hinaufgeschoben.
Ich schaute mich um, stand doch ganz schön hoch,
da blickte ich in ein feuerrotes großes Loch.
Riesengroß und glühend schaute mich das Feuerloch an,
als der Heizer auch schon mit der Arbeit begann.
Er schaufelte in die Feuerung Kohlen hinein,
denn die kleine Lok Anton musste doch angeheizt sein.
So schaufelte der Heizer, schon gab es Dampfschwallen,
und der Lokführer ließ einen lauten Pfiff erschallen.
Da zog die kleine Lok alle ihre Wagen an,
und zeigte uns, wie stark sie sein kann.
Die Fahrt ging los, langsam ging es von der Stell`,
denn der kleine Anton war nicht so schnell.
Dafür konnte ich alles sehen, die Tiere und Wälder,
Dörfer und Städte, Burgen, Kirchen und Felder.
Ich sah Rinder, Pferde und Schafe auf Wiesen grasen.
Die kleine Lok Anton wollte nicht rasen.
Ab und zu warf der Heizer Kohlen ins Feuerloch,
da strahlte Anton, denn Dampf brauchte er doch.
Der Lokführer lenkte durch Tunnel, über Brücken,
da sah man von Weitem einen Bahnhof anrücken.
Jetzt war erst mal Halt, viele Leute stiegen ein,
alle wollten ans Fenster und die Ersten sein.
Gleich waren wir wieder in voller Fahrt,
Anton hat seine Kraft nicht gespart.
Am Berg, da hatte es die kleine Lok schwer,
da brauchte sie schon ein paar Kohlen mehr.
Nun ging es ins Tal, da zog doch der Lokführer die Bremse an.
„Halt Anton!“ rief er, so laut er rufen kann.
Der Lokführer pfiff, die kleine Lok bremste geschwind,
denn auf dem Gleis stand ganz ruhig ein Rind.
Nun stieg der Lokführer von der kleinen Lok runter
und verjagte das Rind, dann ging es ganz munter
weiter über Felder und Wiesen, Brücken und Auen.
Ich stand am Fenster, hatte viel zu schauen.
Heut steht die kleine Lok im Lokschuppen allein.
Man braucht sie nicht mehr, kann nicht schnell genug sein.
Elektroloks fahren die Strecke durch den Wald,
denn die kleine Dampflok Anton ist schon viel zu alt.
© Thea Küch
Bild: Pixabay
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